Die Streuobstwiesen.
Das Kapital unserer Region.
Unsere Streuobstwiesen auf der schwäbischen Alb haben viel zu bieten. Sie sind nicht nur außerordentlich artenreiche Naturräume und Orte zum „Seele baumeln lassen“, sondern liefern auch regionales, gesundes Obst. Aber woher stammen eigentlich unsere berühmten Streuobstwiesen, die charakteristisch für unsere Region sind? Ihre Entstehung reicht in eine Zeit zurück, in der sie mit dem Ziel etabliert wurden, das Land intensiver zu nutzen. Man schaffte ein doppeltes Anbausystem: unten Gras oder Acker, oben der Baum.
Über viele Jahrhunderte hinweg veränderte sich der Obstbau in unserer Region. Angefangen mit den Römern, die den Obstbau mit Kulturformen zu uns brachten. Kriege zerstörten zahlreiche Pflanzungen, bzw. diese verkamen aufgrund der mangelnden Pflege durch die Dezimierung der Bevölkerung. Ende des 18. Jahrhunderts begann der Neuaufbau des Obstbaus aufgrund sogenannter Generalskripte, in denen vorgeschrieben wurde, wie viele Obstbäume jeder Bürger wo zu pflanzen hatte. Der Übergang zum Obstbau war allerdings nicht ganz einfach, er musste der Bevölkerung in vielen Landesteilen unter heftigem Widerstreben aufgezwungen werden, da er der Pflugarbeit hinderlich war. Zunächst entstanden nämlich Baumäcker, die erst später in die heute üblichen Baumwiesen umgewandelt wurden.
Seit Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts stellte man den Erwerbsobstbau intensiv um und die Hochstamm – Baumzahlen nahmen rapide ab (von rund 18 Millionen 1965 auf ca. 11 Millionen 1990 und ca. 9 Millionen 2005). Grund dafür ist z.B. die zunehmender Intensivierung, Mechanisierung und Spezialisierung der Landwirtschaft aber auch der Rückgang der Familiengrößen und das geringe Interesse an Selbstversorgung. So verschwanden bestehende Obstalleen zum großen Teil in den westlichen Bundesländern schnell aus der Landschaft. In den „Emser Beschlüssen“ von 1953 wurde festgelegt: „Streuanbau, Straßenobstbau und Mischkultur sind zu verwerfen“.
Das Bewusstsein der Bevölkerung für die Schönheit und Besonderheit dieses Lebensraums stieg wieder Mitte der 1980er Jahre. Heute zeichnen unsere Region die noch intakten und großflächig erhaltenen Streuobstwiesen mit Ihren teilweise alten Obstsorten aus. Unsere Apfelsäfte und Apfel-Mix-Getränke gewinnen wir einzig aus dieser einmaligen Kombination aus regionalem Obst.
„Unsere Streuobstwiesen prägen
unser Landschaftsbild zu jeder
Jahreszeit einzigartig.
Es ist uns daher ein großes Anliegen
diese zu erhalten.“
Artenreichtum.
Einzigartig in Europa.
Die Kombination von Offenland und großkronigen Bäumen macht unsere Streuobstwiesen sehr strukturreich. Sie zählen deshalb zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Außerdem findet man hier zahlreiche, oft alte Obstsorten. Unsere Streuobstwiesen zeichnen sich durch eine besonders hohe Biodiversität aus. Denn hier kommen so viele Tier- und Pflanzenarten vor, und hier findet man so viele genetische Ressourcen in Form der Obstsorten wie in keinem anderen Ökosystem in Deutschland.
Die Sortenvielfalt in unseren Streuobstwiesen ist beachtlich. Hier finden wir heute noch, was unsere Vorfahren über viele Jahrhunderte hinweg selektiert und vermehrt haben. Schließlich bildete das Obst eine wesentliche Nahrungsgrundlage für die Bevölkerung, und man bemühte sich um Sorten, die für verschiedenste Verwendungszwecke und Standorte geeignet sind. Heute gibt es deshalb noch immer viele Lokalsorten, die man nur in einem Landstrich findet. Diesen Schatz an unterschiedlichen Erbanlagen gilt es zu erhalten.
Das Land hat deshalb den Streuobstwiesen in seiner Naturschutzstrategie einen besonderen Stellenwert eingeräumt und damit die Verantwortung, die wir in Baden-Württemberg für den Erhalt dieser Kulturlandschaft haben, verdeutlicht. Auch wir setzen uns nachhaltig für den Erhalt dieser einzigartigen Diversität an Leben und Pflanzen ein.